Flutkatastrophe 17.feb. 1962

Hamburg & Niedersachsen

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Hamburg.18.Februar 1962
Eine Flutwelle von ungeheurer Gewalt brandete inder Nacht zum Samstag gegen die deutsche Nordseeküste.Deiche brachen,Tausende von Menschen flüchteten auf Dächer und höher gelegene Punkte.Für viele kamen die Retter
zu spät:Die Flut hatte sie im Schlaf überrascht.Sie ertranken.Noch ist das Aus
Maß der Katastrophe nicht zu übersehen.

Zentrum der Verwüstung:die südlichen Stadtteile Hamburgs,das gesamte
Gebiet der Unterelbe,die Westküste Schlewig-Holsteins,die Nordseeinseln und Halligen,die Mündungen von Weser und Jade.

Polizei und Bundeswehr stehen im Katastropheneinsatz, Amerikanische und britische Einheiten rollen heran. Die Verkehrsverbindungen Hamburgs nach Süden sind unterbrochen.



CHAOS an der ELBE

Im Katastrophengebiet Wilhelmsburg-Spaten und Sandsäcke werden lebenswichtig-Eingeschlossene verheizen ihre Möbel.

Verheerende Folgen hatte der Anprall der Wassermassen auf dies
Gehöft in der Elbniederung ostwärts von Maschen (Kr. Harburg).
Die unterspülten Gebäude brachen in sich zusammen.

Der Höhepunkt der Flut war bereits überschritten,als dieses
Bergungskommando am Sonnabendvormittag seine Tätigkeit bei
Stöckte im Landkreis Harburg aufnahm.Von denBewohnern des
schwer beschädigten Hauses fehlte allerdings jede Spur;das große
Schlauchboot des Bundesgrenzschutzes konnte niemand retten.



Verheerende FLUTKATASTROPHE
20.Februar 1962.

Auf allen Dienstgebäuden des Bundes und sämtlicher Bundesländer wehen die Fahnen auf halbmast.

Die Trauerbeflaggung gilt denTodesopfern,die die Flutkatastrophe gefordert hat.Noch längst sind nicht alle Toten aus den Fluten geborgen,noch immer kennt man nicht die Zahl der Vermissten.

In amtlichen Stellen wird befürchtet,dass 400 bis 500 Menschen den Tod im entfesselten Element gefunden haben.

Der Bundestag ist zur Entgegennahme einer Regierungserklärung über die sofort vorgesehenen und langfristigen Hilfsmaßnahmen für Donnerstag einberufen worden

Endlose Wasserwüste
Die größte Überschwemmungskatastrophe seit mindestens 100
Jahren erlebte am Wochenende die Bevölkerung eines riesigen
Areals zwischen Sylt,der ganzen westlichen Küste Schlewig-
Holsteins,hinunter zum Niederelbegebiet über die Wesermarsch
bis nach Bremen.

Das überflutete Gebiet erstreckte sich zeitweilig
Insgesamt überTausende von Quadratkilometern.

Außer
HAMBURG dessen Außenbezirke am stärksten betroffen wurden
lagen die Schwerpunkte vor allen hier:Katastrophengebiet des
Landkreises Stade sind an den ELBE,SCHWINGE,LÜHE und
OSTEDEICHEN insgesamt 57 Deichbrüche,teilweise bis zu 80
Meter lang und zwei bis vier Meter tief, eingetreten.

Das schwerste Unglückereignete sich in Stade in der Nacht zum
Sonnabend,als ein Schlauchboot der Bundeswehr, das zur
Rettung von Menschen auf die Überflutete Schwinge gefahren
war,im Strudel kenterte.

Dabei ertranken der Polizeiobermeister Kersenbrock(54) und die
Bundeswehr gefreiten Klaus Hinz(22) Und Wilhelm Hermanns(21).

Nach sechzigstündigem Rettungseinsatz ist noch immer kein „Land in sicht".Während Schleswig-Holstein ohne Verluste an Menschenleben
davonkam,lässt sich die Zahl der Toten in Niedersachsen noch nicht
übersehen.

Tausende von Bundeswehrsodaten mit Hubschraubern,Amphibien-Fahrzeugen und Lkw arbeiten im gesamten Katastrophengebiet seit 60 Std fieberhaft an der Befestigung durchbrochener und unterspülter Deiche ,versorgen die abgeschnittenen Hallig-Bewohner an der holsteinischen
Westküste aus der Luft mit Trinkwasser und Lebensmitteln und schafften allein für die Insel Föhr 3000 Sandsäcke heran,von denen auch gestern über 200 000 aus Süddeutschland in das Katasrophengebiet geflogen wurden.

Weitere Maschinen stehen ständig zur Versorgung der Überschwemmungsgebiete mit Medikamenten bereit.Gestern morgen lag eine fast tödliche Ruhe über der endlosen Wasserwüste,aus der kilometerweit nur noch Bäume und Hausgiebel ragen.Der Wind hatte nachgelassen,das Wasser begann langsam abzulaufen, und die Sonne schien,als wäre nichts von all dem Entsetzlichen geschehen.